Zeesen
ORGELN IM DAHMELAND (6)
- Selten gut erhaltene „Eule“
Viel Lob für Zeesener Orgel, die für eine andere Gemeinde gedacht war und nicht durch die Tür paßte
Zeesen. „Ja, hat denn der Ort überhaupt eine Kirche, weit und breit ist kein Turm zu sehen?" wird mancher fragen. Doch Zeesen hat ein Gotteshaus. Es liegt allerdings etwas verborgen im Grün der Friedensstraße und fällt auch nicht sofort als Kirche auf: Der langgestreckte, flache Bau, der anfangs noch mehr einer Baracke ähnelte, heute aber rundum verputzt ist, mag wohl von manchen älteren Zeesenern lange Zeit nicht als"Kirche" im traditionellen Sinne akzeptiert worden sein. Der in den fünfziger Jahren für Zeesen zuständige Pfarrer Tillack aus Königs Wusterhausen und der Kirchenälteste der evangelischen Gemeinde Zeesens, Dr. Klubescheidt, der heut Ehren‑Kirchenältester ist, brachten den Bau in Gang. Die Grundsteinlegung fand 1957 statt, zwei Jahre später war schon die Einweihung des Gebäudes, das ‑der Not gehorchend ‑ architektonisch so bescheiden und ungewöhnlich projektiert war. Ungewöhnlich ist auch, daß im letzten Viertel des Gebäudes gleich das Pfarrhaus untergebracht ist.
Pfarrer Mielke, der bis zu seinem Ruhestand hier seines Amtes waltete, meint jedoch, daß heute Gemeindemitglieder diese Stätte viel eher als ihr "Zuhause" annehmen, als das bei manch anderen, altehrwürdigen, sakralen Bauten der Fall ist. Der große, helle Saal mit seinen langen Stuhlreihen wirkt bei aller Schlichtheit warm.
In der Mitte der Frontseite ragt das große Holzkreuz empor, rechts daneben hat der einfache rechteckige Altartisch seinen Platz, während links in der Ecke, nicht größer als ein mittlerer Kleiderschrank, die Orgel untergebracht ist.
Zeesen hat auch eine Orgel und eine sehr beachtenswerte dazu. Kantor Reinhold Warnat, der als Kreiskirchenmusikwart das Instrument in jedem Jahr besucht, meint: "Die Gemeinde kann froh sein, dieses Instrument zu haben, und Pfarrer Mielke ist es zu verdanken, daß es so gut gewartet wurde."
Das Instrument wurde im Jahr der Grundsteinlegung, 1957, bei der Firma Eule in Bautzen in Auftrag gegeben. Es wurde also praktisch für einen noch nicht vorhandenen Raum gewissermaßen auf dem Reißbrett erbaut. Eines Tages kam der Anruf, man habe eine Orgel lieferbereit, die sei allerdings für eine andere Gemeinde bestimmt gewesen und daher schon montiert. So gab es neben der Freude eine kleine unangenehme Überraschung: Die Orgel paßte nicht durch den Eingang. Mit acht Mann habe die Kirchengemeinde damals, so berichtet Pfarrer Mielke, den Eingang Stück für Stück abmontiert und dann mit Millimer‑Genauigkeit das Instrument hineingeschafft. Auf diese Weise kam die Gemeinde relativ schnell und auch preiswert (12 800 Mark) zu einem guten Instrument. Es wurde 1962 feierlich eingeweiht.
Kantor Warnat findet viel Lob für dieses Eule‑Werk. Zum einen sei es sehr beständig und pflegeleicht und könne bei guter Betreuung Jahrhunderte überdauern; zum anderen sei es sehr klangschön intoniert.
Ein Instrument, das in der DDR zu einer Zeit entstand, als man sich im Orgelbau nicht mehr mit Provisorien abfinden mußte. Diese mechanische Orgel ist mit einem Manual, einem selbständigen Pedal und fünf klingenden Stimmen ausgestattet. "sie wird ihren Aufgaben, die sie hier zu erfüllen hat, glänzend gerecht," sagt Kantor Warnat, während er das Instrument im schlichten, hellen Holzkleid zum Klingen bringt und beweist, daß es sowohl voll und innig, fröhlich und jubilierend klingen und neben einfachen Kirchenweisen auch mittlere Orgel‑Literatur spielen kann. Ihre Funktion ist es, erläutert er, "die Liturgie, den Gottesdienst zu allen Anlässen, zu Weihnachten, Ostern, Trauungen, Taufen und auch Trauerfeiern zu begleiten. Und diese Orgel ist in der Lage, mit wenigen Mitteln Fröhliches, Besinnliches und auch Trauriges zum Ausdruck zu bringen. Mit diesem Eule‑Exemplar sind im Kirchenkreis Königs Wusterhausen Orgeln von fast allen bedeutenden Firmen der DDR vertreten."
Auf einer Rundreise besuchte die Firma Eule vor einem Jahr auch ihren Zeesener "Sproß" und war erfreut über dessen guten Zustand. Es exstierten nur noch etwa fünf Produkte dieser Art aus ihrer Werkstatt, hieß es, die seien jedoch alle schon schrottreif. Daß die Zeesener noch so intakt ist, liegt am guten Raumklima, aber auch daran, daß sie regelmäßig von Pfarrer Mielkes Frau gespielt wird. Eine Orgel, die schweigt, heißt es, ist zum Sterben verurteilt.
Zeesen hat übrigens auch einen Glockenturm. Der 1964 errichtete Holzaufbau mit dem Geläut steht neben dem Eingang des Hauses in der Friedensstraße 54.
Susanne Statkowa
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