Kreuzkirche-KW und Sprengel KW

 

Andacht zum Monatsspruch November

 

Warten ist nicht eine meiner Stärken. Und ich habe in diesem Jahr schon viel warten müssen. Wie oft wurde mein Warten nicht belohnt! Hoffnungen wurden enttäuscht. Mit dem November beginnt wieder das große Warten.
Warten, dass endlich die letzten Blätter vom Baum gefallen sind, warten, dass sich die Sonne mal wieder zeigt.
Warten auf die Adventszeit. Das Warten nervt.
Dabei gehört das Warten zu unserer christlichen DNA und wir müssten im Warten geübt sein. Denn wir warten darauf, dass am Ende bei Gott alles gut wird, wir warten auf das Anbrechen seines Reiches, auf sein Erscheinen und damit auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in der es endlich gerecht zugeht.
Aber stimmt es, dass wir wirklich auf Gottes Reich warten?
Wie gesagt: Wir warten im Alltag auf viel, aber darauf, dass das Reich Gottes anbricht? 

Eher weniger, bis gar nicht.
Was macht das mit mir, wenn ich auf die Zukunft bei Gott, auf Christi Wiederkunft nicht mehr warten kann?
Dann ist mein Blick nur auf das Diesseits gerichtet, dann sehe ich nur mich und meine Welt, die ich nicht einmal verstehe. Ich lebe nur noch im Hier und Jetzt, egal was die Zukunft bringen mag. Schaut man sich um, sieht man einige Zeitgenossen, denen die Zukunft reichlich egal ist und die davon ausgehen, dass mit dem Tod sowie alles zu Ende ist. Warum also nicht jetzt nehmen, was einem zusteht? Was gehen mich die anderen an? Sie merken: Das Mitgefühl bleibt als Erstes auf der Strecke. Wenn ich auf nichts warte und mir alles sofort nehme, was ich möchte, bleibt die Gerechtigkeit auf der Strecke. Andere neben mir haben das Nachsehen, weil sie nicht so clever sind oder sich brav in der Schlange angestellt haben. Wenn ich auf nichts warten und alles sofort haben muss, ist es schwer, eine Beziehung zu führen. Denn gerade hier zeigt sich, wie wichtig die Geduld und das Warten sein können. Wenn ich auf nichts warten kann, bleibt das Verantwortungsbewusstsein auf der Strecke. Warum an die Zukunft denken, vielleicht sogar an kommende Generationen, die ich nie kennenlernen werde? Ich lebe jetzt und will alles.
Ja, es lebt sich bequemer, wenn man sich das Warten abgewöhnt hat.
Und doch werden wir als Christen ermutigt, das Warten gerade im grauen November nicht aufzugeben.
Denn auf uns wartet sein Reich, wartet sein Sohn Jesus Christus. Es gibt mehr als die Gerechtigkeit, die wir uns vorstellen können, mehr als den Himmel, der sich täglich über uns wölbt, mehr als das, was wir für das Leben auf dieser Erde halten.
Das Warten lohnt sich. Denn das Beste kommt zum Schluss.

Bleiben Sie behütet.

Ihr Pfarrer Ingo Arndt



Entnommen aus dem Gemeindebrief Oktober/November 2024

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