Andacht zum Monatsspruch Dezember
Bei diesem Monatspruch denke ich sofort an einen Kanon, den ich in unserer Kita regelmäßig mit den Kindern singe. „Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt". Um den Kanon schneller lernen zu können, animiere ich die Kinder, zunächst nur das Wort Licht mitzusingen. Das Ergebnis: Die Erzieherinnen und ich singen den Kanon, während die Kinder nur das Wort Licht an den richtigen Stellen brüllen. Als Singen kann man das noch nicht bezeichnen und ganz korrekt ist das wohl auch nicht, denn das erste „licht" wird klein geschrieben und hat zunächst gar nichts mit einer Lampe zu tun. Licht sein ist etwas anderes. Ich verstehe das so: licht sein heißt, von Gottes Helligkeit erfüllt zu sein, zu strahlen, Licht ins Dunkel zu bringen, auch dunklen Mächten zu widerstehen. Kindern kann man das gut zeigen, indem man ein freundliches Gesicht vormacht. Die Kinder verstehen schnell, was es heißt, zu strahlen und sie bekommen mit, wenn sich ein Gesicht verdunkelt. Das ist bei uns natürlich auch so. Doch wir haben gelernt, einen Gesichtsausdruck oder eine Stimmung bei unserem Gegenüber auch mal zu ignorieren. Wir erwarten mit den Kerzen, die wir in der dunklen Jahreszeit anzünden, dass sie uns ein Stück erwärmen. Und deshalb können es eigentlich nicht genug Kerzen sein.
Und keine LED-Kerze kann die Wärme und das Licht einer richtigen Kerze ersetzen. Und so ist es auch mit uns Menschen. Ob unser Strahlen, unser licht sein echt ist, sieht man uns an. Man sieht an uns den Unterschied, wenn das Licht unseres Glaubens, wenn das Licht des Herrn in uns leuchtet. Dieses Leuchten ist nichts Statisches, einmal Erreichtes und dann Gleichbleibendes. All unsere Erlebnisse, Begegnungen, Freuden und Schmerzen formen unseren Glauben lebenslang. Gerade in der Vorweihnachtszeit kann man sich leicht überfordern. Da muss so viel bedacht und besorgt werden. Und dann fühlt man sich ausgebrannt und alles andere als ein Licht. Die Kerze, die wir in der Kirche oder in unserem Wohnzimmer entzünden, sei das Licht, durch das der HERR uns erleuchte in den Wirren unseres Alltags. Bei Taufen werden für den Täufling oft Taufkerzen an der Osterkerze entzündet. Zum einen erinnern sie an diesen besonderen Tag im Leben, zum anderen erinnern sie uns an die Zusage Christi: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Sich in der dunklen Jahreszeit an dieses Licht zu erinnern, kann uns selbst hell und freundlich werden lassen - eben licht sein.
Denn wir laufen nicht auf irgendwelche Lichter zu, ob am Adventskranz oder am Weihnachtsbaum, sondern auf die Herrlichkeit des Herrn. Und wie jedes Jahr werden wir erfahren, wie dieses Licht in die Welt kam - nämlich in Betlehem in einem zugigen Verschlag - mit der Geburt Jesu. Eine helle Adventszeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Ingo Arndt
Entnommen aus dem Gemeindebrief Dezember 2024 / Januar 2025