Andacht zum Monatsspruch August
Was passiert, wenn ein Gefäß herunter fällt und in tausend Stücke zerbricht?
Die Japaner haben für diese Fälle eine besondere Technik entwickelt:
Kintsugi nennen sie es. Sie schmeißen eine zu Bruch gegangene Schale nicht weg, sondern fügen sie mit einer besonderen Methode wieder zusammen. Die Scherben werden so aneinander gefügt, dass man die Bruchstellen sieht. Die Methode des Kintsugi lässt die Bruchstellen erst recht hervortreten. Dem Klebstoff wird Gold beigemischt, so dass die Bruchstellen veredelt werden. Manchmal vermag ich nicht, die Bruchstücke meines Lebens aus eigener Kraft wieder zusammenzufügen.
Aber Gott bietet mir seine Hilfe an. Er hilft mir, sie behutsam wieder zusammen-zufügen.
„Gott heilt, die zerbrochenen Herzens sind und verbindetihre Wunden“ heißt es im Psalm 147.
Da, wo ich die Bruchstücke meines Herzens wieder aneinanderfüge, bzw. von Gott aneinanderfügen lasse, bleiben die Nahtstellen sichtbar, wie eine Narbe nach einer Verletzung.Sie erinnern mich immer daran, was passiert ist. Da war Schweres und
Tragisches, da waren Schmerzen und Traurigkeit. Aber diese zusammengefügten
Bruchstücke machen mich auch dankbar für das, was gewesen und was Neues daraus entstanden ist.
Da gab es auch schöne Stunden, die man mit einem Menschen verbracht hat.
Da gab es die inneren Kräfte, mit denen man aus einer schlimmen Erfahrung
hervorgegangen ist.
Da war wieder Kraft nach einer überstandenen Krankheit, wenn auch anders oder mit Hilfsmitteln.
Man erinnert sich und dankt für das, was der Verstorbene einem im Leben mitgegeben und geschenkt hat. Dieses positive, diese schönen Erinnerungen – sie sind wie ein kostbarer Schatz und darum darf ich Sie auch hervorheben und mit Gold verzieren.
Das alles – das behutsame Zusammenfügen und das Sehen auch des Positiven
braucht sicher seine Zeit.
Vielleicht kann uns diese japanische Methode bei dem Gedanken helfen,
dass Gott aus unseren Bruchstellen im Leben etwas Neues und Schönes gestalten
kann. Das Verletzte wird dabei nicht verleugnet, die Bruchstellen werden bewusst sichtbar gemacht, um einerseits zu zeigen: Ja, sie gehören zu meinem Leben dazu und das ist nichts, was ich verstecken müsste. Und um andererseits zu zeigen: Hier hat eine Veränderung stattgefunden, hier ist Neues entstanden, die Bruchstellen sind wunderbar eingefügt worden, von unserem Gott, der heilt.
Bleiben Sie behütet. Denn Gott heilt!
Ihr Pfarrer Ingo Arndt
Entnommen aus dem Gemeindebrief August / September 2024